KunstGeschichten
Hugo Affolter / Eugène Ionesco / Paul Stamm / Alfons K. Zwicker
30. August – 13. November 2016
Vernissage: 29. August, 18.30 Uhr
Viele Kunstschaffende haben unabhängig von ihrer Profession in Theater, Musik oder Literatur ein umfassendes Kunstverständnis. Einige von ihnen drücken sich parallel in unterschiedlichen Medien aus. Doch nur wenige machen dies öffentlich. Anders als die meisten Outsider-Künstler stehen sie in einem kulturellen Diskurs und haben regen reflektiven Anteil an Kultur. Gleichwohl bleiben sie in der Bildenden Kunst «Outsider».
Das Museum im Lagerhaus lotet Grenzbereiche der Kunst aus. Die Ausstellung «KunstGeschichten» widmet sich dem bildkünstlerischen Werk verschiedener Künstler aus Musik, Theater, Literatur und Architektur: Hugo Affolter (Schauspieler und Dramaturg), Eugene Ionesco (Schriftsteller), Paul Stamm (Architekt), Alfons K. Zwicker (Komponist). Arbeiten von Hugo Affolter und Paul Stamm sind bislang kaum bekannt und wurden noch nie öffentlich ausgestellt. Affolter, Ionesco, Zwicker schreiben zudem «St.Galler KunstGeschichten» und der fantastische Nachlass des Baslers Paul Stamm befindet sich inzwischen im Museum im Lagerhaus.
Zum zweiten Mal nutzen wir die medialen Möglichkeiten von Augmented Reality zum Verständnis der Werke und der Bedeutung des bildkünstlerischen Schaffens.
Als Hugo Affolter (1937–2013) 1998 das Stadttheater St.Gallen verlässt, inszeniert er mit Pinsel und Fundobjekten sein privates «Welttheater». Skurrile Figuren entstehen. Hunderte von Zigarilloschachteln bemalt und beklebt er – abstrakt, figürlich, wild – und setzt sie zu Assemblagen zusammen, «als wären sie Storyboards für ein Stück, dessen Inhalt noch zu erfinden wäre» (Brigitte Schmid-Gugler). Öffentlich hat er seine Arbeiten nie gezeigt. Nur wenige wissen überhaupt von dieser künstlerischen Seite Hugo Affolters.
Über die Erker-Galerie (1958–2014) der Partner Jürg Janett und Franz Larese hat auch der aus Rumänien stammende und in Paris lebende Schriftsteller Eugène Ionesco (1909–1994) einen engen Bezug zu St.Gallen. Hier beginnt er schliesslich zu malen. Und er trifft Hugo und Ursula Affolter wieder, die er aus Berlin kennt. Der Dramatiker gilt als einer der Hauptvertreter des «Absurden Theaters». In den 1980/90er Jahren verfällt er zunehmend in schwere Depressionen. Die Galeristen Larese und Janett regen Ionesco zur Malerei an. Sie wird ihm Therapie
Als Architekt hat er das Zeichnen gelernt, doch zeitlebens hat Paul Stamm (1904–2000) auch gemalt, vorwiegend Aquarelle. Schon früher, aber insbesondere in den letzten Jahren seines Lebens findet sich Abgründiges und Fantastisches in seinen Arbeiten. Stamms Bilder sind bevölkert von geflügelten Wesen – Geistern, Engeln oder Elfen –, die durch die Lüfte fliegen oder in den Baumen sitzen. Sie sind von einer Naturmystik beseelt, die oft einem dualistischen Prinzip des «Guten» gegen das «Böse» folgt, und zeigen seine Faszination für Mythologie und
Sagen.
Tatsächlich hat der mit Preisen ausgezeichnete St.Galler Komponist Alfons K. Zwicker (*1952) zunächst mit Malerei begonnen, bevor er sich dem Musikstudium zuwendet. Schon in den Jahren 1973 bis 1980 ist er in verschiedenen Ausstellungen vertreten. Seit 1990 folgt die Fokussierung auf das kompositorische Schaffen. Dabei kristallisiert sich das Verhältnis zwischen Opfer und Täter als zentrales Thema heraus. 2002 hat der Komponist die Malerei wieder aufgenommen. Die Arbeiten stehen unter dem Begriff «Anatomie des Klangs»: Musikalische Strukturen, Prozesse und Klänge werden sichtbar.
Mit freundlicher Unterstützung von: