Crazy, Queer, and Lovable – Ovartaci

Vernissage: 30. September 2019, 18.30 Uhr
1. Oktober 2019 bis 1. März 2020

Ovartaci, Grosse Frau (Detail), undatiert, Pappmache-Puppe, 180x32x15 cm, © Museum Ovartaci, Århus

‹Schöne und heilige Gedanken finden sich im Schoss der Natur, also steckt etwas dahinter – dieses Geschäft mit der Predigt eines Gottes. Aber wir finden solche Dinge nicht im Himmel. Ich habe solche Dinge im Himmel nicht gefunden.›

Louis Marcussen, genannt Ovartaci (1894–1985), kann als der dänische Wölfli bezeichnet werden. Das Museum im Lagerhaus zeigt das ausserordentliche Gesamtkunstwerk jetzt zum ersten Mal in der Schweiz. Zeitlebens beschäftigt Ovartaci das Thema der Verwandlung. Bilder, Skulpturen, sogar Flugmaschinen spiegeln Fantasien zu verschiedenen Reinkarnationszyklen von Ovartacis Leben – sei es als Schmetterling, Vogel, Puma oder Tiger.

Zahlreiche weibliche Figuren und Puppen, kleine bis nahezu lebensgrosse, aus Papier, Karton oder Papiermaché, stellen Seelenverwandte dar, mit denen sich Ovartaci im Zimmer umgibt und auch Wände und Bett bemalt. Sie verweisen auf die Sehnsucht, das andere Geschlecht zu verkörpern, um seinen eigenen männlichen Geschlechtstrieb zu verlieren. Durch Selbstkastration vollzieht Ovartaci schliesslich die gewünschte Anpassung vom Mann zur Frau.

Das alte Hauptgebäude der Klinik in Risskov, undatiert (Mitte 1950er Jahre), Faksimile, 62×94 cm, Privatsammlung © Museum Ovartaci, Århus

‹Ovartaci› ist der in den frühen 1930er-Jahren selbstgewählte Name, das Alter Ego. Im jütländischen Dialekt ‹Ovartaci›, bedeutet Ovartaci der ‹Ober-Patient›. Doch gegen Ende des Lebens kehrt Ovartaci wieder zum ursprünglichen bürgerlichen Namen zurück. Zum Maler und Dekorateur ausgebildet, ist Ovartaci 56 Jahre lang, 1929–1985 Insass*in psychiatrischer Anstalten: Nach Dalstrup in Djursland, (1932–1942), wo Ovartaci sogar die Kapelle ausmalen darf, ist Ovartaci die längste Zeit im Psychiatrischen Hospital in Århus-Risskov. Man begegnet Ovartaci dort mit Respekt. Sie/er ist die ‹Prima Donna› der Klinik, geniesst persönliche Freiheiten und die Ärzte schätzen die Gespräche mit ihr/ihm. In diesem geschützten Rahmen lebt Ovartaci in Transidentitäten und gestaltet sich den Lebensraum zu einem einzigartigen Universum.

ICH DU ER SIE XIER – Transidentität

Die Transgender-Debatte ist hoch aktuell. Das Werk Ovartacis, das sich heute im Museum Ovartaci in Århus, Dänemark, befindet, thematisiert Transidentität im weitesten Sinne. In der Parallelausstellung werden zeitgenössische künstlerische Positionen des Weiblichen, Männlichen und von Transgender aufgegriffen, und alle Gäste sind eingeladen, sich in ihrer Selbstwahrnehmung zu äussern. Mit Michelle ‹Jazzie› Biolley (1976), Muda Mathis (1959) & Sus Zwick (1950), Francesca Bertolosi (1977) und Sascha Alexa Martin Müller (1964).

Zweite Ausstellung der Trilogie ‹Das «Andere» in der Kunst› in Kooperation mit

Mit freundlicher Unterstützung von:

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